Am Sonntag, den 22. September 2024 machten wir bei herrlichem Sonnenschein mit dem Rad vom Darmstädter Nordbad aus auf den Weg nach Nieder-Roden.
Am Kranichsteiner Eisenbahnmuseum und dem Ausflugslokal Kalkofen ging es durch Wald und Feld nach Messel. Von Messel aus radelten wir über Urberach und Nieder-Roden nach Rodgau.
An der Gedenkstätte des ehemaligen Strafgefangenenlagers Rollwald erwarteten uns Franz Dürsch und Rudolf Ostermann vom Verein munaVero (Verein für multinationale Verständigung Rodgau e.V. ) und weiteren interessierten Menschen.
Herr Dürsch und Herr Ostermann berichteten von der Entstehung der Gedenkstätte und von der Entstehungsgeschichte des Lagers.
Das Lager Rollwald entstand im Frühjahr 1938. Auf dem gerodeten Gelände wurden zunächst 16 große Holzbaracken angelegt, die später auf 24 Stück anwuchsen. In ihnen waren die Unterkunftsräume der Gefangenen sowie Küche, Speisesäle, Krankenrevier u.a. untergebracht. Es gab auch einen Massivbau mit Einzelzellen für die Exekution von Lagerstrafen.

Für das Wachpersonal wurden mehrere Einzelhäuser gebaut, und in Benutzung genommen. Die inhaftierten Gefangenen im Lager Rollwald stammten aus allen Teilen Deutschlands und der besetzten Gebiete. Die Gefangenen kamen zum Arbeitseinsatz in Nieder-Roden und Umgebung, wohin sie, wenn die Einsatzorte für einen Fußmarsch zu weit waren, mit Lastkraftwagen transportiert wurden. Die Auswertung einer Stichprobe aus der Häftlingskartei ergab, dass rund 58 Prozent der Gefangenen wegen Eigentums- oder Vermögensdelikten inhaftiert waren; etwa 14 Prozent waren Nichtsesshafte, elf Prozent Homosexuelle. Politisch oder religiös motivierte Delikte waren bei weniger als zehn Prozent der Inhaftierten angegeben.
Die Gedenkstätte wurde auf dem ehemals lagereigenen Friedhof errichtet, auf dem über 100 Tote beigesetzt worden sein sollen. Das ehemalige Lager ist nur noch zu erahnen. Es hatte eine Größe von 47.500 qm und war 250m lang und 190m breit.
Herr Dürsch und Herr Ostermann konnten uns bei unserem Rundgang noch einige ehemalige Häuser des Wachpersonals zeigen und zahlreiche Fragen beantworten. In einer der letzten noch erkennbaren Baracken befindet sich heute ein griechisches Lokal.
Dort kehrten wir nach der interessanten Führung ein und stärkten uns für unsere Rückfahrt. Natürlich nicht ohne uns bei Herrn Dürsch und Herrn Ostermann herzlich für die interessante Führung zu bedanken.
Gestärkt und mit vielen Eindrücken radelten wir über Eppertshausen, Münster, Dieburg und Groß-Zimmern nach Roßdorf. Ein Teil unserer Radgruppe machte sich von hier aus auf den Weg nach Mühltal, der Rest radelte von dort aus über das Darmstädter Oberfeld und den Ostbahnhof wieder nach Darmstadt.
Eine interessante Radtour und 54 zurückgelegte Kilometer ging zu Ende. Erste Anregungen und Ideen für die Radtour im nächsten Jahr wurden schon ins Auge gefasst.
Rainer Keil


0 Kommentare